Der E-Commerce-Sektor liegt derzeit bei 6,8 Billionen US-Dollar und soll bis 2027 auf 8 Billionen US-Dollar anwachsen.
Der Onlinehandel boomt: Allein in Deutschland lag das eCommerce-Volumen 2024 bei über 100 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Für Betreiber:innen moderner Onlineshops stellt sich damit nicht nur die Frage nach einem attraktiven Sortiment oder der optimalen User Experience, sondern auch: Wie bleibt mein Shop performant, flexibel und innovationsfähig – selbst bei massivem Wachstum? Die Antwort vieler wachstumsstarker Unternehmen: Microservices.
In diesem Beitrag zeigen wir, wie Microservices die eCommerce-Welt revolutionieren, worin ihre Vorteile gegenüber monolithischen Systemen liegen, welche Best Practices sich etabliert haben – und warum selbst Plattform-Giganten wie Zalando auf diesen Architekturansatz setzen.
Microservices sind ein Architekturansatz, bei dem eine Anwendung nicht als ein einziger, großer Softwareblock (Monolith) entwickelt wird, sondern als Verbund kleiner, entkoppelter Dienste. Jeder dieser Dienste übernimmt genau eine Funktion – zum Beispiel Produktkatalog, Warenkorb oder Zahlungsabwicklung – und ist unabhängig von anderen Services entwickelbar, deploybar und skalierbar.
Im Gegensatz dazu stehen monolithische Systeme, bei denen sämtliche Funktionen in einer einzigen Codebasis vereint sind. Änderungen an einer Funktion erfordern hier häufig die Anpassung des gesamten Systems – ein erheblicher Nachteil bei wachsenden Projekten.
Gerade im dynamischen Umfeld des Onlinehandels bieten Microservices zahlreiche Vorteile:
Bei Lastspitzen – etwa am Black Friday – kann gezielt der Checkout-Service skaliert werden, ohne das gesamte System zu duplizieren.
Teams können parallel an unterschiedlichen Diensten arbeiten – etwa das Loyalty-Team am Bonusprogramm, während das Checkout-Team eine neue Zahlungsart integriert. Neue Funktionen lassen sich dadurch schneller bereitstellen und Updates unabhängig voneinander ausrollen.
Jeder Service kann mit der passenden Technologie realisiert werden – etwa Node.js für den Warenkorb, Go für die Zahlung oder Python für Empfehlungen. Diese Freiheit fördert Innovation und Effizienz.
Fällt ein einzelner Dienst aus – etwa die Produktempfehlung –, bleibt der Rest der Plattform funktionsfähig. Zudem erleichtert die modulare Struktur das Debugging, Testing und Monitoring.
Neue Features, wie ein Loyalty-Programm oder eine Anbindung an Marktplätze, lassen sich schneller integrieren – ohne Rücksicht auf bestehende Systemlogik.
Zalando zählt zu den bekanntesten Beispielen für eine erfolgreiche Migration hin zu Microservices. Das Unternehmen hat sein monolithisches System Schritt für Schritt mithilfe des sogenannten „Strangler Fig Patterns“ in über 200 eigenständige Services überführt. Bestehende Funktionen wurden dabei entkoppelt und als moderne Services neu aufgebaut.
Heute ermöglicht diese Architektur:
Ein Beispiel: Das Recommendation-System nutzt Machine Learning mit Python, während der Checkout-Service auf Java basiert – und beide kommunizieren nahtlos über APIs.
Damit Microservices reibungslos zusammenarbeiten, sind standardisierte Kommunikationsmuster entscheidend:
Wichtig: Jeder Service verwaltet seine eigene Datenbank. Dieses Prinzip der polyglotten Persistenz verhindert Engpässe und sorgt für optimale Performance.
Beim Aufbau skalierbarer Microservices im eCommerce haben sich folgende Strategien bewährt:
Ein Service sollte einem konkreten Business-Zweck dienen – etwa "Bestellhistorie anzeigen" statt "Userdaten verwalten".
Die Systemstruktur folgt dabei der Unternehmenslogik. Bounded Contexts definieren klare Zuständigkeiten je Service.
CI/CD-Pipelines (z. B. mit GitHub Actions oder GitLab CI), Infrastructure as Code mit Terraform oder Pulumi sowie Monitoring via Prometheus oder Grafana sind essenziell für Stabilität und Transparenz.
APIs sollten über Gateways wie Kong oder Apigee abgesichert, Authentifizierungen zentral über OAuth2/OpenID Connect verwaltet und Daten DSGVO-konform verarbeitet werden.
Docker und Kubernetes sind der De-facto-Standard, um Services effizient zu betreiben, zu skalieren und im Blick zu behalten.
Trotz aller Vorteile ist die Microservice-Architektur nicht in jedem Fall die richtige Wahl:
Tipp: Starte mit einem gut strukturierten Monolithen und entkopple Services später schrittweise, sobald die Skalierung es erfordert.
Wer im eCommerce schnell wachsen, flexibel bleiben und digitale Innovationen effizient umsetzen will, findet in Microservices eine zukunftsfähige Architektur. Skalierbarkeit, Resilienz und Technologiefreiheit machen sie zur idealen Basis für moderne Plattformen.
Unternehmen wie Zalando zeigen, wie sich dieser Ansatz langfristig auszahlt – vorausgesetzt, man setzt auf ein durchdachtes Design, klar definierte Prozesse und die passenden Tools.
Microservices sind kein Allheilmittel – aber ein kraftvoller Wegbereiter für den eCommerce von morgen.
Wer seine eCommerce-Plattform zukunftsfähig aufstellen will, sollte den Einstieg in Microservices nicht aufschieben – ob durch Pilotprojekte, eine modulare Neuentwicklung oder die schrittweise Entkopplung bestehender Systeme.